Somakratie – die Herrschaft des Körpers

von | Mai 20, 2024

Auch wenn die Demokratie schon vor vielen Jahrhunderten erfunden wurde, kann man sicher behaupten, dass erst in der jüngeren Geschichte daraus eine größere Bewegung wurde. Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der Demokratie.
Die Idee der Demokratie ist einfach und klingt gerecht und vernünftig: Das Volk übt die Macht aus (altgriechisch; demos= Volk, kratos= Macht).  Das Kollektiv entscheidet in Form von Abstimmung über die Geschehnisse im Land und ist somit die Instanz der Macht.
Vor allem im Westen hat sich die Demokratie als Staatsform durchgesetzt.

Um gute und richtige Entscheidungen vom Volk für das Volk treffen zu können, braucht es Folgendes:

  • umfassende und neutrale Information
  • Freiheit
  • Bildung
  • Möglichkeit für Austausch und Diskurs
  • Zeit
  • maximale Beteiligung
  • Vertrauen
  • Werte und Ethik
  • Wissen um Naturgesetze und Grenzen

Dem steht oft einiges im Wege: Lobbyismus, Mediale Beeinflussung, Interessenskonflikte, Geld-Macht, Zeitdruck, Misstrauen, Resignation oder Repression. So ist Demokratie in Freiheit und Gerechtigkeit nur noch wilde Phantasie.

Doch soll es in dieser Betrachtung nicht um Politik gehen. Vielmehr will ich die Macht des Körpers beleuchten, die jeder Mensch in sich trägt; und wie es gelingen kann, diese Macht frei zu lassen und zu nutzen. Und so spreche ich von der Somakratie (altgriechisch: soma= Körper; kratos= Macht).

Betrachtet man die Idee der Somakratie, so finden sich interessante Bezüge zur Demokratie.

>> Der Körper ist weise und intelligent.
>> Er weiß, was zu tun ist, wenn es darum geht, Lösungen für Probleme zu finden.
>> Er regelt die Dinge auf ganz natürliche Weise.
>> Es braucht keinen Herrscher über den Körper, der für ihn entscheidet.
>> Der Körper ist ein Verbund von Einheiten, die kollaborieren.

Damit der Körper seine Aufgaben bestmöglich bewerkstelligen kann, bedarf es – wie für die Demokratie – folgende Umstände:

  • umfassende und neutrale Information (über die Sinne)
  • Freiheit (physisch, emotional, spirituell, mental)
  • Bildung (im Sinne von Entwicklung)
  • Möglichkeit für Austausch (gesunder Stoffwechsel, gute Atmung, Bewegung)
  • Zeit (Ruhe versus Aktivität)
  • maximale Beteiligung (alle Organe, alle Körperteile, alle Sinne, Emotionen, etc)
  • Vertrauen (Angstfreiheit, Hingabe)
  • Werte und Ethik (Natur)
  • Wissen um Naturgesetze und Grenzen (liegt natürlich in jedem Wesen)

Und genau wie bei der unfreien Demokratie, gibt es auch hier erhebliche Schwierigkeiten.

Information
Wir sind sehr stark beeinflusst durch die Medien und durch die Erziehung. Die Infos, die unser KörperGeist erhält ist geprägt durch Moral, Machtinteressen, Ängste, Verkaufsinteressen (Pharma, Süßkram, Alkohol, etc.) und vieles mehr.
Freiheit 
Wir sind systemisch gebunden (Familie, Arbeit, Staat) und nicht immer frei, den körperlichen Prozessen den entsprechenden Platz einzuräumen.
Bildung
Unsere Entwicklung läuft oft systemgesteuert ab und weniger individuell, als evtl. nötig wäre (Schule, Studium, Arbeitsplatz, Ehe, etc).
Austausch
Unser Stoffwechsel hat mit Giften zu kämpfen (Alkohol, Zucker, Umweltgifte…)
Die Energie wird oben im Kopf/Nacken gehalten (Computerarbeit, wenig Kontakt zur Erde…)
Unser Atem wird flach (Sitzen, Bewegungsmangel…)
Zeit
Wir leben im System und in der Routine von Arbeit-Freizeit-Schlaf. Individuelle Prozesse erfordern individuellen Umgang. Eine Regeneration erfordert Ruhe und Versorgtsein ohne Zeitdruck.
Beteiligung
Wenn ich fast nur sitze, mich überwiegend über die Augen mit Information versorge und mich so gut wie nie meinen Emotionen widme, dann schläft ein Teil meines Körpers ein und macht nicht mehr vollumfänglich mit.
Vertrauen
Wir sind fast alle traumatisiert und haben irrationale Ängste, die uns das Vertrauen rauben.
Wir haben wenig Kontakt zur Natur und zur Erde.
Werte
Die Natur sollte unser Wertesystem prägen. Doch ist es nicht meist stärker von Moral, Dogmen und Ängsten geprägt?
Naturgesetze
Wie gesagt, dieses Wissen liegt in jedem Wesen. Doch wird es von der Ratio, dem inneren Wissenschaftler, dem Saboteur und Zweifler oft erfolgreich boykottiert.

Dies sind nur ein paar Beispiele, die nicht für jeden Menschen zu jeder Zeit gelten, doch sicher nicht selten wirksam sind.

Wenn wir die Macht zurück haben wollen und unseren Körper/Geist entscheiden lassen wollen, was jetzt zu tun und zu lassen ist, müssen wir unsere Hausaufgaben machen.

Hierzu können folgende Fragen hilfreich sein:
Was hält ihn davon ab, seiner Weisheit freien Lauf zu lassen?
Welches Trauma prägt seinen Weg?
Welcher Glaubenssatz und welche Moralvorstellung verbietet ihm etwas?
Wo ist seine Freiheit eingeschränkt?

In der Embody Prozessarbeit ist das immer Thema, auch wenn wir nicht darüber sprechen. Die Einblicke kommen von innen. Es entsteht eine Sehnsucht nach Freiheit. Es entsteht Vertrauen in den Körper und seine Intelligenz. Das Leben verändert sich und wird weicher, langsamer und tiefer. Es kommt zu Verbundenheit innerhalb des Körpers und ebenso mit dem, was außen geschieht. Es entsteht Kraft und Selbstbewusstsein. Der Körper kommt wieder in seine Machtposition. Der Mensch ermächtigt sich und handelt für sich.

Nur ein freier Körper/Geist kann sein volles Potential nutzen, der Natur entsprechend die eigenen Prozesse zu regulieren.

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Somakratie

Betrachtet man die Idee der Somakratie, so finden sich interessante Bezüge zur Demokratie.

Artikel: Somakratie

Somakratie setzt sich zusammen aus soma=Körper und kratos=Macht.

Somakratie als Blogbeitrag

Somakratie, ein Text

Blogbeitrag: Somakratie