Die Reise zu dir

von | Jul 11, 2024

Schaue auf deine Füße 
Du bist diese Füße.

Berühre deine Haare 
Du bist diese Haare.

Rieche an deiner Hand 
Du bist diese Hand.

Trennung und Suche

Seit Jahrhunderten wird uns eingeredet, es gäbe eine Trennung zwischen Körper und Seele, doch nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt, als das. Wer ist dieses ich, wenn du sagst: ich habe einen Körper? Du hast zweifelsfrei die Fähigkeit, den Körper oder andere Aspekte deines Wesens zu beobachten und zu erfassen, doch heißt das nicht, dass du getrennt davon bist. Du bist dein Körper, genauso wie du dein Geist bist und es lohnt sich, das wieder in seiner ganzen Fülle zu erfahren und zu leben.

Viele Menschen fokussieren sich sehr stark auf den Verstand mit seiner Gedankenwelt. Hier kann man, ganz ohne sich bewegen zu müssen, alles Mögliche erleben, bewegen, planen, verändern und scheinbar auch lösen. Die Gedanken können sich aus den Erinnerungen der Vergangenheit bedienen und Ideen über Abstraktion in die Zukunft projizieren. Hier scheint das größte Potential zu liegen, um Lösungen für Probleme oder Herausforderungen zu finden. Und nicht selten sind wir damit einen Großteil unseres Tages beschäftigt. Wir wissen selbst schon so viel und wissen auch, dass man dieses Wissen erweitern kann. Und wer wirklich weiß, der hat die Lösung. So gehen wir von einem Experten zum nächsten, lesen eine Ratgeber nach dem anderen, um diesem ultimativen Wissen näher zu kommen.

Doch manövrieren wir uns damit von der Lösungssuche hin zu einem noch viel größeren Problem. Nämlich landen wir in der niemals enden wollenden Problemlösungsschleife. Wir finden antworten, bringen sie in die Umsetzung und die nächste Herausforderung kommt und lässt uns noch intensiver im Außen suchen. Wir werden immer weiter suchen – die Zukunft birgt die Antworten und somit bewegen wir uns fort von der Quelle der wahren Weisheit, dem eigenen Sein im Hier und Jetzt.

Wir entfremden.

Entfremdung

Jeder Schritt nach außen birgt die Gefahr, den Kontakt nach innen zu verringern. Verbringe ein Jahr in einer fernen Kultur und du wirst dich fremd fühlen nach deiner Rückkehr in die einst so vertraute Heimat. Deine Orientierung hat sich zwischenzeitlich an einen anderen Ort verlagert und muss sich jetzt neu finden.

So ist es auch mit deinem Körper. Wenn deine Orientierung maßgeblich über den Verstand läuft, fließt wenig Information aus deinem Körper in dein Bewusstsein. Wir sprechen hier oft vom fehlenden Bauchgefühl, doch ist es weit, weit mehr, als ein Gefühl im Bauch. Der ganze Körper spricht mit dir und hält äußerst wertvolle Information direkt für dich bereit.

Was aber sind Gründe, warum es uns oft nicht gelingt, dem Körper zuzuhören?

Prägung: Dein inneres Gebäude an Glaubenssätzen ist absolut grundlegend für die Strategien, die du entwickelst, um mit deinen Herausforderungen umzugehen. Alles was du tust, fragst, sendest und zu sein scheinst, steht im kontinuierlichen Abgleich mit deiner Prägung und deinen Überzeugungen. So gibt es vielleicht in dir den Satz: Wissen ist Macht; oder: Wenn man nur alle Details durchdenkt, findet man die Antwort; oder: Ich bin klein und ahnungslos, doch da draußen gibt es eine Lösung für mich; oder: Wissen ist wertvoller als Intuition.Solche Gedanken lenken den Fokus sehr stark auf den Verstand und das Außen.

Angst: Ganz eng verbunden mit der Prägung ist die Angst. Das, was dir vertraut ist, fühlt sich sicherer an, als das Unbekannte. Das, was du im Außen findest, scheint ebenfalls sicherer zu sein, als die Information in dir. Alles, was du aus dem Außen bekommst, kann jemandem zugeordnet werden. Somit liegt die Verantwortung dort, bei einem Menschen, einer Institution oder einem von dir nicht beeinflussbaren Umstand. Wenn du dich aus deinem Sein bedienst und die Orientierung nach innen legst, liegt auch die Verantwortung bei dir. Die Angst, schuldig zu sein, Fehler zu machen, anderen zu schaden und vieles mehr, kann Grund genug sein, diese Innenorientierung nicht zuzulassen.

Trauma: Jeder Mensch ist traumatisiert. Ein Konfliktgeschehen führt immer dazu, dass man mehr oder weniger starke emotionale Zustände erlebt. Oft sind diese Emotionen verbunden mit einer großen Notlage und führen in der Folge im Körper-Geist zu einer Abkapselung oder Stagnation. Die emotionale Bewegung friert wie ein und ein Teil des Körpers ist nun weniger gut erreichbar vom Rest des Körpers. So kann es dazu kommen, dass der Körper als Informationsquelle weniger gut verfügbar wird.

Selbstverständlich gibt es noch weitere Gründe, doch scheinen diese besonders relevant zu sein. Letztlich führt das Leben selbst mit all seinen Unwirren, Konflikten, plötzlichen Abzweigungen und überfordernden Begegnungen immer mehr in die Irritation deiner Intuition und somit Schritt für Schritt in die Entfremdung von dir selbst und deinem natürlichen Weg. Wenn du verstehst, was hier geschieht und wieso du das machst, kannst du aber relativ einfach zurück finden.

 

Beobachten

‚Was gibt es zu tun?‘, ist wohl die dringende Frage. Doch diese Frage führt uns wieder und weiter nach außen. ‚Was kannst du tun?‘, ist viel wichtiger. Du. Und alles beginnt beim Beobachten. Schlicht beobachten. So neutral wie möglich. Es ist alles schon da und um es nutzen zu können, muss es erfasst werden. Das wertfreie Beobachten bringt die Bewegung mit sich, denn es erkennt und lässt frei. Nur das, was nicht erkannt wird, muss noch weiter rufen und die Aufmerksamkeit suchen. Durch das Beobachten entsteht Resonanz und die Entfremdung wird langsam abgebaut. Warum ist das so? Schon die achtsame Hinwendung nach Innen erlaubt es dir, von einem persönlichen Ort in Verbindung zu treten mit anderen Menschen. Du lernst mehr und mehr zu erkennen, wer du bist und wo du stehst. Und von diesem Ort kannst du in Beziehung gehen. Es entsteht ein Bezug nach innen und ein Bezug nach außen, und zwar mit all dem, was jetzt dort zu finden ist. Du kommst nach Hause und kannst von da vor die Tür treten.

Das Beobachten kann einfach stattfinden, jederzeit und ohne besondere Aktivität oder Methode. Es kann aber auch gezielt aufgenommen werden, z.B. mit einer Meditations- oder Bewegungspraxis. Es kann zu zweit in Begegnung und Berührung erfolgen oder mit den zahlreichen Spiegeln einer Gruppe. Immer führt es dich an einen interessanten Punkt, der dir etwas zeigt oder der sich verändern will. Immer. Und von hier wird neu geschaut. So entsteht die Reise zu dir. Es ist ein Prozess.

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