Körperarbeit – König der Heilbehandlung
Hat der Mensch etwas, was ihm nicht gefällt, will er, dass es sich verändert oder weggeht.
Das dürfte, grob zusammengefasst, der zentrale Beweggrund sein, warum wir zu Ärzten, Therapeuten, Wahrsagern, Heilern und Coaches gehen.
Verändern heißt für die meisten unter uns, einen vorherigen Zustand wieder herstellen oder ganz gezielt einen neuen, besseren und schöneren Zustand erreichen.
Hier liegen jedoch zwei ganz grundlegende Schwierigkeiten vor:
1. Das Leben ist ein Prozess in Veränderung. Zustände gibt es nicht, auch keine Gesundheitszustände. Wir verändern uns kontinuierlich, wir schwanken immer zwischen Tag und Nacht, zwischen stark und schwach und zwischen Freud und Leid. Nichts bleibt, wie es ist oder wird, wie es einst war, auch wenn wir gern an diesem Gedanken festhalten.
2. Veränderung lässt sich nicht forcieren. Wir können Umstände erschaffen, damit Veränderung geschieht, doch können wir das Ergebnis dieser Veränderung nicht präzise vorhersagen oder punktgenau treffen. Es bleibt immer eine Überraschung, wo wir nach einer Veränderung stehen und wie sich das Leben von dort weiter entfaltet.
Wie z.B. beim Bogenschießen. Wir schießen auf ein Ziel und können sehr viel dafür tun, dass der Pfeil genau dort landet. Kommt jedoch eine starke Windböe in genau dem „falschen“ Moment, wird der Pfeil vielleicht abgelenkt und verfehlt das Ziel.
Unser Anliegen, einen bestimmten, von uns in leuchtend bunten Farben ausgemalten Zustand zu erreichen, ist sicher natürlich und irgendwie menschlich. Wir haben nunmal die Fähigkeit, bewußt zu denken und aus der Vergangenheit in die Zukunft zu projizieren. Also suchen wir einen Weg genau dort hin. Auf dem Weg zum „Gesundsein“ fragen wir uns deshalb meist nicht als erstes, was wir tun können, sondern was wir nehmen können.
Wir lieben diese Mittelchen, die uns unseren Zielen näher bringen sollen. Vom handfesten Medikament, über Bachblüten, Heilkräuter, bis hin zu Alkohol und Drogen. Selbst eine Akupunkturnadel scheint uns ein Mittel zu sein. Wir wollen unserem Körper etwas hinzufügen, damit er sich verändert, heilt oder wieder ganz wird.
Ausgebuffte Materialisten sind wir. Wir glauben an die Beeinflussung durch Stoffe, durch Materie und lieben die Idee von Ursache und Wirkung. Nirgends wird dies deutlicher sichtbar, als bei der Gabe einer materiellen Substanz (wie Medikamente, Vitamine, Kräuter, Drogen, etc.).
Ich habe Hunger – ich esse ein Steak – ich habe keinen Hunger mehr. So einfach ist das. Eine klare Sache. Ein schönes Beispiel für Ursache und Wirkung. Doch wir sind nicht allein Materie, nicht nur Körper. Wir sind auch Geist, Seele, Energie. Wir denken und erschaffen.
Genau genommen können wir Geist und Körper gar nicht getrennt betrachten, auch wenn uns das Trennen oft hilft, klarer zu sehen.
Doch, ganz ehrlich. Wer schon einmal den körperlichen Schmerz einer nicht erfüllten Liebe erlebt hat oder das seelische Aufbäumen nach einer bestandenen Prüfung, der weiß aus eigener Erfahrung, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind.
Die Erfahrung zeigt: Bewege ich den Körper, bewege ich auch den Geist. Berührt etwas meine Seele, berührt es auch meinen Körper. Die Psychotherapie nutzt oft dieses Wissen und hat heutzutage reichlich zu tun. Hypnose, Mentaltraining und andere Praktiken liegen hoch im Trend um die körperliche, seelische und geistige Fitness zu verbessern. Die erzielten Effekte sind umfassend.
Doch zurück zu unserem Anliegen, einen Zustand herstellen zu wollen.
Wir wissen nicht, was das Leben mit uns vorhat und wofür es gut und richtig ist, was uns gerade widerfährt oder wo wir gerade stehen. Wir können das Erreichen eines gewünschten Zustandes nicht forcieren. Um glücklich zu sein und unser Leben erfolgreich und gesund weiter zu entfalten, braucht es oft einen besonderen Schritt, das richtige Mittelchen oder eine tiefe Erkenntnis. Doch wir können uns diese Intervention in den seltensten Fällen mit unserer beschränkten Ratio herleiten. Selbst der beste Therapeut kann mit all seinem Wissen und Können nie mit vollster Treffsicherheit wissen, was für seinen Patienten in dieser Situation mit all der Individualität, die er mitbringt am Besten ist. Er wird sich immer nur annähern können. Das ist reines Wunschdenken und ja, das ist schier zum Verzweifeln und bringt all die Gedankengebäude über Gesundheit, Krankheit und Heilung, sowie über die Macht unseres Verstandes und unserer Intelligenz in unseren großen Köpfen ins Wanken.
Was wäre es doch so schön, wenn wir einfach wüssten, was gut und richtig für uns ist.
Doch es gibt sie, die eigene Intelligenz des Körpers, des Geistes und der Seele. Was wäre, wenn wir annähmen, wir selbst wüssten am Besten, was für uns gut und richtig ist? Was wenn es eine Intelligenz des Körpers, des Geistes und der Seele sprich eine umfassende Intelligenz in uns gäbe?
In der fernöstlichen Heilkunde geht man schon seit Anbeginn der dortigen Medizinbewegung von einer solchen Intelligenz aus und arbeitet mit ihr, um bestimmte Zustände zu erreichen.
Diese Intelligenz ist tief in unserem Wesen verankert und gut vernetzt mit der Welt und der übermächtigen Intelligenz des Universums. Und ja… wir können mit ihr Kontakt aufnehmen.
Es gibt also noch weit höhere Fähigkeiten in uns, als wir so gemeinhin denken und uns zugestehen. Damit wird unsere Ratio, die alte Mimose, sicher nicht gern zufrieden sein.
Wenn wir diese, ich nenne sie mal „höheren Intelligenz“ anzapfen und ihr vertrauen lernen, werden wir im Leben viel einfacher weitergehen können in eine vielleicht notwendige Veränderung, die uns gesunden lässt oder glücklicher macht. Die nötigen Schritte, um näher dran zu sein an unseren wahren, tiefliegenden Bedürfnissen, entwickeln sich viel natürlicher. Sie werden weniger anstrengend und mit mehr Freude und Hingabe geschehen. Dann werden aus Zustände vielleicht Phasen und aus Ziele Überraschungen. Mit der Zeit schwinden die Zweifel an der Veränderung und das Vertrauen macht uns stark und mutig. So kann Heilung im Sinne von guter Veränderung geschehen.
Überall und ständig wird in diesem Sinne geheilt und jeder von uns hat das schon erfahren. Meist bekommt man es gar nicht als Solches mit, doch wir könnten keinen Tag überleben ohne die Anbindung an diese Intelligenz. Es gibt viele Ansätze, diese Verbindung zur eigenen Natur wieder zu entdecken und zu stärken. Der klügste und einfachste Weg, dies zu erreichen, geht meiner Ansicht nach über den Körper, da wir hier über unsere Sinne empfinden und den stärksten Zugang zu uns haben. Wir erleben unseren Körper seit unserer Zeugung und wir haben uns unzählige Male über unseren eigenen Körper selbst geheilt.
Schon eine einfach Erkältung heilt nicht durch die Medikamente, die man nimmt, sondern durch die Heilkräfte, die der eigene Körper mobilisiert. Um dies zu fördern, geben wir dem Körper Ruhe und Zeit. Die Medikamente oder Tees lindern die Symptome und unterstützen den Körper. Die Heilung aber macht er von ganz alleine. Genauso verhält es sich bei einem gebrochenen Bein. Wir müssen nur günstige Umstände schaffen und der Körper bringt mit genügend Zeit das Ganze wieder in Ordnung.
Unser Körper ist ein Wunder, ein hyperintelligentes Kraftwerk. Er ist das Vehikel, welches uns durchs Leben bewegt und er beherbergt unsere Seele und unseren Geist. In unserem Körper werden jede Menge Stoffe (Hormone, Enzyme, etc.) produziert, die es ermöglichen, aufgenommene Substanzen zu integrieren und sinnvoll zu regulieren. Diese Regulierungsmechanismen laufen ohne unser bewusstes Zutun ab und wir neigen dazu, sie massiv zu unterschätzen. Eine tiefgehende, nichtmanipulative Körperarbeit wie beispielsweise Shiatsu erlaubt uns, Veränderung geschehen zu lassen, weil sie Raum lässt für unsere eigene Körperintelligenz. Shiatsu lässt die Körperintelligenz sprechen und selbst entscheiden, was gut und schlecht ist, bzw. was an Substanzen, Erkenntnissen und Wahrheiten integriert und verarbeitet werden soll und was nicht.
Im fernen Osten gilt die Arbeit mit dem Körper als der König der Heilmethoden. Seit vielen tausend Jahren werden verschiedene Körperpraktiken entwickelt und verfeinert, um die Erfahrung zu machen, seine eigene Entwicklung und Heilung von innen heraus zu fördern und letztlich in seiner ganzen Kraft zuzulassen.
Die für Embody Prozessarbeit grundlegende Methode ist das Seiki, bei dem tiefe authentische Berührung in Verbindung mit einer absichtslosen inneren Haltung im Vordergrund steht. Die Behandlungen sind Gespräche mit dem Menschen über den Körper. Die Berührungen sind klar, konkret und wesentlich. Der Mensch wird da berührt, wo er es gerade braucht und verlangt. Er wird auf eine Weise berührt, die in die Tiefe geht, ohne in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Was der Verstand dazu beizutragen hat, wird nebensächlich. Der Bauch übernimmt die Führung und genau das kann ein erfahrener Praktiker mit seinen Behandlungen bewirken.
Durch Embody Prozessarbeit wird Veränderung nicht forciert, sondern kann, aber muss nicht geschehen.
Gesundheit wird nicht mehr als Zustand sondern als Prozess oder Entwicklung erfahren.
Was bringt das ganz konkret, wenn man beispielsweise Rückenschmerzen hat und diese loswerden will. Im Optimalfall gelangt man mit mit Embody Prozessarbeit an den Punkt, an dem die Rückenschmerzen verschwinden, weil Umstände geschaffen wurden, wo man sie loslassen und das System sich wandeln konnte. Zudem hat man gelernt, besser mit sich, seinem Körper und seinem Geist umzugehen. Man hat gelernt zu verstehen, was zu den Rückenschmerzen geführt hat und wieso sie für´s eigene Leben wichtig waren. Man ist freier geworden, kein Opfer mehr von Symptomen und hat die Kraft, das eigene Leben zu gestalten, zurück gewonnen. Diese Kenntnis hat der Körper erfahren und nicht der Verstand.
Unendlich viele Aspekte der Heilung übersehen wir so leicht in unserer eingeschränkten Sichtweise. Wir können sie gar nicht sehen und schon gar nicht vorhersagen. Doch wir können sie (wieder)entdecken und werden überrascht sein, wie sich das Leben und unser ganz persönlicher Entwicklungsprozess vor unseren Augen entfaltet.
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Artikel: Körperarbeit
In der Körperarbeit arbeiten wir nicht am Körper, sondern mit unserem Körper. Körperarbeit bedeutet, Veränderung einzuladen, aber nicht zu forcieren.