Zuhören und Beobachten

von | Okt 29, 2023

Was geschieht, wenn wir zuhören? Wir nehmen Information auf. Wir öffnen uns dem Gegenüber und interessieren uns für ihre oder seine Lebenswirklichkeit. Wir lernen etwas über den anderen und erweitern unsere eigene Lebenswirklichkeit. Wir geben der Wirklichkeit Raum. Diese Information beeinflusst uns und verändert, wie wir im Kontakt sind. Zuhören ist kein passiver Vorgang. Wir sind zwar nicht aktiv im Handeln und machen nicht aktiv oder bewusst etwas mit dieser Information, doch unser System reagiert.

Es gibt dieses schöne kleine Beispiel von dem rosafarbenen Elefanten. Ich sage dir: „Denke jetzt NICHT an einen rosafarbenen Elefanten“ und du wirst es kaum schaffen, nicht an einen rosafarbenen Elefanten zu denken. Dein Zuhören verändert deine Gedanken und somit deine Ausrichtung und dein Ki, denn Gedanken sind ebenfalls Ki.

Wenn wir zuhören, geben wir dem Gehörten Raum, und zwar auf ganz individuelle Weise. Du hörst mit deiner Prägung und Deiner Lebenswirklichkeit anders zu als ich. Und das ist sehr relevant für die Begegnung in der Embody Prozessarbeit. Denn hier machen wir vor allem das: Zuhören. Wir machen das weniger mit den Ohren, als mit dem ganzen Körper. Wir legen die Hände auf und lauschen hinein in diese Person, die wir berühren. Das ist kein physisch-mechanischer Vorgang, sondern ein höchst menschlicher.

Genauso wie beim emphatischen und achtsamen Zuhören im Gespräch machen wir in der Embody Prozessarbeit nichts aktiv und bewusst mit dieser Information. Wir sind Beobachter im reinsten Sinne.

Der deutsche Physiker Werner Heisenberg stellte in seiner Forschung in den 1920er Jahren fest, dass es im subatomaren Bereich ein für unser Realitätsempfinden recht verrücktes Phänomen gibt: Der Beobachter eines Experiments hat einen signifikanten Einfluss auf das, was er beobachtet. Je intensiver und konzentrierter die Beobachtung, umso größer ist der Einfluss. Dies wurde mittlerweile in unzähligen Experimenten nachgewiesen.

In der Embody-Prozessarbeit sind wir sehr konzentriert. Wir beobachten den Menschen mit dem wir arbeiten sehr intensiv. Die Beobachtung ist wertfrei, so gut wir das eben können. Unser System reagiert auf das, was wir beobachten und „hören“ und spiegelt es zurück. Denn auch derjenige, der die Behandlung erfährt ist Beobachter. Und so beeinflussen wir uns gegenseitig. Das ist die Grundlage einer jeden Behandlung. Und diese wertfreie Beobachtungsgabe zu entwickeln ist hierfür die wertvollste Fähigkeit.

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